SSV-Freiburg hilft bei der Unterbringung von geflüchteten Sportler/innen aus der Ukraine und bietet ihnen Trainingsmöglichkeiten

Schon in der ersten Märzwoche 2022 erreichte unseren Sprungwart Christian Hansler eine Anfrage von Frau Karin Ackermann (Wassersprungstützpunkt Aachen) und Frau Doris Plötz (Deutscher Schwimmverband), ob wir uns in der Lage sehen würden, 14 Wasserspringer nebst Müttern und Trainerinnen unterzubringen und ihnen Trainingsmöglichkeiten zu bieten

Die Trainingsgruppe stamme aus Kiew und bestünde aus Sportler/innen im Alter von acht bis zwölf Jahren. Nach ein paar hektischen Telefonaten, hat dann Christian einfach zugesagt, dass wir das hinbekommen würden. Über verschiedene E-Mail-Verteiler wurden nun von uns Familien gesucht, die bereit wären, kurz- oder mittelfristig ein oder zwei Personen aufzunehmen. Hier gab es eine tolle Resonanz bei vielen unserer Mitglieder, aber auch bei Personen, die nicht dem SSVF angehören.
Am 1. Märzwochenende überschlugen sich dann die Ereignisse. Die Springergruppe aus Kiew war inzwischen nach und nach in Berlin angekommen und plante, einigermaßen vollständig, am 8. März nach Freiburg zu reisen. Christian sprach mit einem guten Bekannten, der den Campingplatz in Kirchzarten betreibt und siehe da, es tat sich auf einmal die Möglichkeit auf die gesamte Gruppe – am Ende waren es insgesamt 23 Personen – in den zu dieser Jahreszeit leerstehenden Ferienbungalows auf dem Campingplatz vorübergehend unterzubringen. Auf dem Campingplatz konnten die Flüchtlinge erst einmal zur Ruhe kommen und in ihrer Gruppe bleiben, am ersten Tag spendete der Campingplatzbesitzer Pizza für alle und am ersten Samstag in Kirchzarten ging es bei strahlendem Frühlingswetter mit der Schauinslandbahn auf den Freiburger Hausberg. Einige Tage darauf gab es in Kirchzarten ein großes Treffen zwischen Vertretern der Gemeinde, der Caritas, der ansässigen Schulen und der Presse mit Christian und einer gut Deutsch sprechenden Mutter als Vertreterin der Flüchtlinge. Hier ging es unter anderem darum, eine nachhaltige Lösung zur Unterbringung der Springergruppe aus der Ukraine zu finden und auch Fragen der Beschulung der Kinder und der Unterstützung zu klären.

Über einen Kontakt der Presse zum Schwimmverein in Kirchzarten wurde vom SV-Kirchzarten Schwimmbekleidung für die jungen Sportler organisiert, die zum Teil vom Deutschen Schwimmverband und zum Teil vom Badischen Schwimmverband gesponsert wurde. Ebenfalls konnten die Kinder schnell in den in Kirchzarten ansässigen Schulen untergebracht werden. Aber das Wichtigste: Die Gemeinde Kirchzarten brachte den größten Teil der Springergruppe gemeinsam in einem leerstehenden Haus unter und einen kleineren Teil in weiteren Wohnungen.

Inzwischen trainieren die jungen Springer schon mehr als ein halbes Jahr in den Trainingsstunden der Sprungabteilung mit unseren Sportler/innen und nehmen sehr erfolgreich an Wettkämpfen teil. Die beiden mit den Kindern geflohenen Trainier/innen gestalten mit Christian zusammen das Training ihrer jungen Sportler und Sportlerinnen, die in Kiew in einem Leitungszentrum trainiert haben, ähnlich wie sie bei uns in Aachen, Rostock, Dresden oder Berlin bestehen. Um auch weiterhin ihr Niveau halten zu können, haben Christian und die beiden ukrainischen Trainerinnen zusätzliche Trainingseinheiten angesetzt.

Neben der großen Springergruppen in Kirchzarten trainierte seit Anfang März bei den Junghechten und in der 1.Wettkampfmannschaft ein 13jährige Schwimmerin aus Kiew, die in der Ukraine zu den Topschwimmerinnen ihres Jahrgangs zählt. Auch sie kam über die Aktion des DSV zur Unterbringung ukrainischer Sportler/innen nach Freiburg. Über den Förderkreis Leistungssport Schwimmen im SSV-Freiburg e. V. und über private Spenden, war es uns sogar gelungen, die Schwimmerin kurzfristig mit zum anstehenden Trainingslager in Spanien zu nehmen. Auch diese junge Sportlerin hat im Sommer erfolgreich an den Süddeutschen Jahrgangsmeisterschaften in Dresden und an den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin Ende Mai gute Leistungen ins Wasser gebracht. Die junge Athletin war vorübergehend privat mit Mutter und Bruder bei einer SSV-Familie in Merzhausen untergebracht. Die Familie konnte dann im Mai, vermittelt ebenfalls über einen Kontakt einer weiteren SSV-Familie, in Gundelfingen eine eigene Wohnung beziehen.

Danke also allen, die es möglich gemacht haben, dass die Springergruppe und die Schwimmerin aus Kiew und deren Familien bei uns aufgenommen werden konnten. Den Kindern gibt es in dieser schweren Zeit einen wichtigen Halt beim SSVF ihren Sport weiter betreiben zu können.

Ich wünsche allen Ukrainern und auch allen Russen und uns, dass dieser sinnlose, barbarische und völkerrechtswidrige Angriffskrieg, trotz der nach wie vor düsteren Prognosen, bald zu Ende geht und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und dass die Geflüchteten wieder in ihre Heimat zurückkehren können.

Bericht: Gerhard Hasler