Schon in der ersten Märzwoche Telefonierte Sprungwart Christian Hansler mit Frau Karin Ackermann (Wassersprungstützpunkt Aachen) und Frau Doris Plötz (Deutscher Schwimmverband), ob wir uns in der Lage sehen würden, 12 Wasserspringer nebst Müttern und Trainerinnen unterzubringen und ihnen Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Die Trainingsgruppe stamme aus Kiew und bestünde aus Sportler/innen im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Nach ein paar hektischen Telefonaten, hat dann Christian einfach zugesagt, dass wir das hinbekommen würden. Über verschiedene E‑Mail-Verteiler wurden nun von uns Familien gesucht, die bereit wären, kurz- oder mittelfristig ein oder zwei Personen aufzunehmen. Hier gab es eine tolle Resonanz bei vielen unserer Mitglieder, aber auch bei Personen, die nicht dem SSVF angehören. Am 1. Märzwochenende überschlugen sich dann die Ereignisse. Die Springergruppe aus Kiew war inzwischen nach und nach in Berlin angekommen und plante, einigermaßen vollständig am 8. März nach Freiburg zu reisen. Christian sprach mit einem guten Bekannten, der den Campingplatz in Kirchzarten betreibt und siehe da, es tat sich auf einmal die Möglichkeit auf die gesamte Gruppe – am Ende waren es insgesamt 23 Personen – in den zu dieser Jahreszeit leerstehenden Ferienbungalows auf dem Campingplatz vorübergehend unterzubringen. Auf dem Campingplatz konnten die Flüchtlinge erst einmal zur Ruhe kommen und in ihrer Gruppe bleiben, am ersten Tag spendete der Campingplatzbesitzer Pizza für alle und am ersten Samstag in Kirchzarten ging es bei strahlendem Frühlingswetter mit der Schauinslandbahn auf den Freiburger Hausberg. Einige Tage darauf gab es in Kirchzarten ein großes Treffen zwischen Vertretern der Gemeinde, der Caritas, der ansässigen Schulen und der Presse mit Christian und einer gut deutsch sprechenden Mutter als Vertreterin der Flüchtlinge. Hier ging es unter anderem darum, eine nachhaltige Lösung zur Unterbringung der Springergruppe aus der Ukraine zu finden und auch Fragen der Beschulung der Kinder und der Unterstützung zu klären. Über einen Kontakt der Presse zum Schwimmverein in Kirchzarten wurde vom SV-Kirchzarten Schwimmbekleidung für die jungen Sportler organisiert, der zum Teil vom Deutschen Schwimmverband und zum Teil vom Badischen Schwimmverband gesponsert wurde. Ebenfalls konnten die Kinder schnell in den in Kirchzarten ansässigen Schulen untergebracht werden. Aber das Wichtigste: Die Gemeinde Kirchzarten brachte den größten Teil der Springergruppe gemeinsam in einem leerstehenden Haus unter und einen kleineren Teil in weiteren Wohnungen. Inzwischen trainieren die jungen Springer in den Trainingsstunden der Sprungabteilung mit unseren Sportler/innen und freuen sich darauf, dass endlich das Westbad mit ihrer tollen Sprunganlage wieder öffnet! Die zwei Trainerinnen aus Kiew und unser Sprungtrainer bilden mittlerweile auch ein gutes Team und Arbeiten sehr gut zusammen in der Abteilung, es ist ein Gewinn für das Wasserspringen in Freiburg und auch ein großes Schätzen der Ukrainer die sehr willkommen sind. Die mit den Kindern geflohenen Trainier/innen unterstützen nicht nur ihre eigenen Sportler, sondern werden uns auch in der Ausbildung unseres Schwimmnachwuchses unterstützen.
Neben der großen Springergruppen in Kirchzarten trainiert seit Anfang März bei den Junghechten und in der 1.Wettkampfmannschaft ein 13jährige Schwimmerin aus Kiew, die in der Ukraine zu den Topschwimmerinnen ihres Jahrgangs zählt. Auch sie kam über die Aktion des DSV zur Unterbringung ukrainischer Sportler/innen nach Freiburg. Über den Förderverein Leistungsschwimmen im SSV-Freiburg und über private Spenden, ist es uns sogar gelungen, die Schwimmerin kurzfristig mit zum anstehenden Trainingslager in Spanien zu nehmen und wir hoffen, dass sie bei den Süddeutschen Jahrgangsmeisterschaften in Dresden Anfang Mai und bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin Ende Mai gute Leistungen ins Wasser bringen wird. Die junge Athletin ist vorübergehend privat mit Mutter und Bruder bei einer SSV-Familie in Merzhausen untergebracht. Die Familie aus der Ukraine sucht derzeit eine eigene Wohnung in Freiburg und Umgebung. Vielleicht weiß ja jemand was?!?
Danke also allen, die es möglich gemacht haben, dass die Springergruppe und die Schwimmerin aus Kiew in Kirchzarten, Merzhausen und Freiburg aufgenommen werden konnten. Den Kindern gibt es in dieser schweren Zeit einen wichtigen Halt beim SSVF ihren Sport weiter betreiben zu können.
Ich wünsche allen Ukrainern und auch allen Russen und uns, dass dieser sinnlose, barbarische und völkerrechtswidrige Angriffskrieg bald zu Ende geht und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und dass die Geflüchteten wieder in ihre Heimat zurückkehren können.
Bericht: Gerhard Hasler
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